Rollenklarheit, auch ohne Titel
In vielen Projekten, Teams oder freien Zusammenhängen arbeiten Menschen zusammen, ohne dass es klare Hierarchien gibt. Das ist oft ein Vorteil: mehr Augenhöhe, mehr Gestaltungsfreiraum, weniger klassische Machtspiele. Aber es bringt auch Herausforderungen mit sich. Eine der größten: Rollenklarheit.
Wer moderiert eigentlich das Meeting? Wer trifft Entscheidungen? Wer hält die Fäden zusammen – und wer hält mal inne, wenn etwas schiefläuft?
Wenn die Rollen nicht benannt sind, bleibt vieles vage. Es wird vorausgesetzt, dass „schon jemand“ den Überblick behält, dass „alle gleich viel beitragen“ oder dass sich Verantwortung „automatisch verteilt“. Tut sie aber nicht. Zumindest nicht so, dass es für alle gut funktioniert.
Rollenklarheit bedeutet nicht, alles in Stein zu meißeln. Es geht nicht um formale Titel oder Organigramme. Sondern um ein gemeinsames Verständnis darüber, wer was gerade übernimmt. Das kann sich verändern – aber es braucht Sprache.
Gerade wenn du Gruppen begleitest oder moderierst, ist das zentral. Du musst nicht alles können. Aber du solltest klar benennen, in welcher Rolle du da bist. Bist du gerade die Person, die einen Rahmen gibt? Oder jemand, der mitarbeitet? Hörst du zu? Entscheidest du mit? Entscheidest du nicht?
Diese Klarheit hilft nicht nur dir, sondern auch den anderen. Sie schafft Orientierung, verhindert Missverständnisse und macht Zusammenarbeit leichter. Denn viele Konflikte entstehen nicht, weil jemand seinen Job schlecht macht – sondern weil unklar ist, wer wofür überhaupt zuständig ist.