Struktur geben, ohne starr zu werden
Viele, die Gruppen begleiten – in Workshops, Meetings oder Prozessen – kennen das Dilemma: Ohne Struktur wird es schnell diffus. Mit zu viel Struktur wirkt alles wie eine Checkliste. Also wie viel „Rahmen“ ist eigentlich sinnvoll? Und wie flexibel darf man dabei sein?
Struktur ist nicht das Problem. Starrheit schon. Wenn wir als Moderatorinnen oder Teamentwicklerinnen einen Raum gestalten, geben wir Halt. Wir sorgen dafür, dass nicht alles gleichzeitig passiert. Dass ein Thema nach dem anderen kommt. Dass alle wissen, worum es gerade geht.
Aber wenn der Ablauf wichtiger wird als die Menschen im Raum, geht Wirkung verloren. Dann wird durchgezogen, obwohl alle auf dem Zahnfleisch gehen. Dann wird gefragt, obwohl niemand zuhört. Dann wird dokumentiert, ohne dass klar ist, wofür.
Gute Struktur schafft Klarheit. Sie macht transparent, worauf wir gerade schauen – und was später kommt. Sie schützt auch. Zum Beispiel davor, dass eine dominante Stimme den Raum übernimmt. Oder dass ein Thema ungesagt bleibt, weil niemand den passenden Moment findet.
Gleichzeitig braucht gute Struktur Luft. Raum für Unerwartetes. Für Gedanken, die sich erst im Gespräch zeigen. Für das, was zwischen den Zeilen passiert.
Deshalb lohnt es sich, Formate nicht zu überfrachten. Weniger ist oft mehr. Eine klare Frage. Eine einfache Visualisierung. Eine gute Moderation.
Struktur bedeutet nicht Kontrolle. Sondern Ermöglichung. Wenn wir das verinnerlichen, entsteht etwas, das wir oft suchen, aber selten benennen: echte Beweglichkeit in einem klaren Rahmen.