Wenn Klarheit fehlt, hilft auch kein Lächeln.

In der Selbstständigkeit ist Feedback kein Nice-to-have. Es ist die Grundlage dafür, ob wir unser Angebot weiterentwickeln, etwas justieren oder ganz bewusst so lassen, wie es ist. Trotzdem bleibt Rückmeldung oft seltsam vage.

Nach einem Workshop kommt vielleicht ein freundliches „Vielen Dank, das war spannend“. Nach einem Coaching heißt es: „Ich muss da noch ein bisschen drüber nachdenken.“ Oder es kommt einfach: nichts. Kein klares Ja, kein Nein. Nur Schweigen und innerlich beginnt das Kopfkino.

Unklares Feedback ist selten böse gemeint. Viele wollen höflich bleiben, niemandem zu nahe treten oder Kritik vermeiden. Gerade in Geschäftsbeziehungen soll alles möglichst glattlaufen. Aber genau darin liegt das Problem. Denn wo keine Klarheit ist, kann auch keine echte Entwicklung stattfinden. Dann bleiben wir im Ungefähren, deuten Signale, suchen zwischen den Zeilen und verlieren dabei irgendwann die Verbindung zur Realität.

Besonders in der Solo-Selbstständigkeit wiegt das schwer. Es gibt niemanden, der regelmäßig Rückmeldung gibt, keine Kolleginnen, die auf dem kurzen Dienstweg ehrlich spiegeln, was gut war und was nicht. Wenn ich nicht aktiv nachfrage oder meine Kundinnen ermutige, wirklich ehrlich zu sein, bleibe ich auf Vermutungen sitzen. Und irgendwann auf Unsicherheit.

Das heißt nicht, dass Feedback hart oder schonungslos sein muss. Aber es darf konkret sein. Es darf sagen, was geholfen hat und was nicht. Was überraschend war. Oder was gefehlt hat. Ein einfaches „Ich hatte mir mehr Struktur gewünscht“ ist hilfreicher als zehn Minuten höflicher Smalltalk. Und ein „Das war genau der Impuls, den ich gebraucht habe“ ist Gold wert – nicht nur fürs eigene Selbstvertrauen, sondern auch für die Weiterentwicklung des Angebots.

Klarheit braucht Mut und oft fängt sie bei mir selbst an. Wenn ich meine Kundinnen oder Kooperationspartner frage, was für sie hilfreich war – und was nicht. Wenn ich deutlich mache, dass ehrliche Rückmeldung willkommen ist, auch wenn sie unbequem ist. Und wenn ich selbst nicht in die Falle tappe, Dinge durch die Blume zu sagen, weil ich den direkten Weg nicht gehen will.

Denn Klarheit verbindet. Auch, wenn sie nicht immer angenehm ist. Aber sie schafft Vertrauen – und das ist im selbstständigen Arbeiten am Ende vielleicht das Wichtigste überhaupt.

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Wenn niemand die Rolle übernimmt, bleibt zu viel liegen

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Psychologische Sicherheit beginnt bei mir selbst